© Fotograf: Nihad Nino Pušija
Mehr Zeit, Lokalität, Präsenz, Tiefe, Qualität, zufriedene Mitarbeiter:innen, tiefgründige Erzählungen, analoges Arbeiten Weniger Veranstaltungen, Müll, Transport, Reisen, Beiträge, Zoom, Heizen, Überstunden, Licht, Drucke
Die Diskussion über den Umgang mit begrenzten oder schwindenden Ressourcen gehört heute zu den brisantesten Themen vor dem Hintergrund der Auswirkungen der Klimakrise und des Krieges in der Ukraine. Um den herausfordernden Entwicklungen langfristig begegnen zu können, bietet sich nachhaltiges und ressourcenschonendes Handeln als Lösungsansatz an. Der Arbeitskreis Kommunale Galerien Berlin hat sich zusammengetan, um dem Thema und der Fragestellung der nachhaltigen kuratorischen und künstlerischen Praxen konkret nachzugehen und in diesem Zusammenhang eine Möglichkeit der Vernetzung unter lokalen Akteur:innen aus verschiedenen Kultureinrichtungen anzubieten.
Die Tagung beleuchtete relevante Handlungsoptionen für die Ausstellungspraxis und für das Kuratieren aus verschiedenen Perspektiven der geladenen Künstler:innen, Kurator:innen und Wissenschaftler:innen und mithilfe interdisziplinärer Ansätze. Mehrere Vorträge, Workshops und ein Gespräch zeigten unterschiedliche Dimensionen des Themas Nachhaltigkeit auf und gingen folgenden zentralen Fragen nach: Wie können Kunst- und Kulturarbeiter:innen – insbesondere im kommunalen Bereich – ihre Arbeit nachhaltigkeitsbewusst gestalten? Wie kann der CO2-Abdruck verringert werden? Was beeinflusst die Humanökologie (Arbeitskultur, soziale und kulturelle Relationen der Institutionen) positiv? Wie passen wir unsere Institutionen, Praxis und Arbeitskultur an neue nachhaltige Bedingungen an?
Im Mittelpunkt standen praktische kuratorische und technische Strategien, um noch vor dem Winter eine nachhaltige Ausstellungsgestaltung und eine Reduzierung der Ressourcen im Betrieb zu diskutieren und zu ermöglichen.
Tagungskonzept
Linnéa Meiners und Solvej Helweg Ovesen
Hannah Beck-Mannagetta und Lena Fließbach sind ein freies Kuratorinnenteam aus Berlin, das interdisziplinäre Ausstellungs- und Vermittlungsformate konzipiert. 2020 kuratierten sie die internationale Gruppenausstellung ZERO WASTE im MdbK Leipzig, die ihren CO2-Fußabdruck möglichst klein hielt und transparent machte. Als Mentorinnen engagieren sie sich für Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb. Aktuell läuft ihre Diskursreihe „Zero Waste – Kunst und Wissen“ in der Urania Berlin.
Irene Fernández Arcas kombiniert in ihren Installationen Zeichnungen, Malerei, Fotografie, Texte und performative Rituale. Dabei erforscht sie neue Konzepte von Spiritualität und von heilenden Kräften der Kunst. Ihre Installationen entfalten sich zu bewohnbaren Räumen, die aus farbig bemalten Textilien und Objekten bestehen, oft Relikten aus früheren Zeremonien oder Projekten der Künstlerin. Es entstehen metaphorische innere Gärten, die Raum für Aktivierung und Erforschung von Magie und Gemeinschaft bieten.
Das Kollektiv HakkaMoon agiert an der Schnittstelle von Kunst, Biologie und Food. Aus einer planetarischen Position heraus nähert es sich in Interventionen gesellschaftlichen, kulturellen und kolonialen Aspekten. In dem neuen Projekt SOIL exploriert es die Komplexität des Bodens als soziale, ökologische und politische Materie. SOIL wird die Tagung mit Food-Art-Spezialitäten künstlerisch begleiten.
hooops ist ein loses, rhizomartiges Kollektiv von Unkrautfreund:innen rund um die Themen Ökologie, Magie und Gemeinschaft. hooops ist eine Forschungsgruppe der Zukunft, die artenübergreifende Narrative kollektiv sammelt, imaginiert und archiviert. Seit 2020 bildet hooops in Berlin eine Plattform für verschiedenste Formate künstlerischer Forschung, die sich zwischen Workshop, Listening, Publikation und Kräuterkunde bewegen. Gegründet wurde hooops von Elisa Pieper und Lena Astarte Posch.
Selina Kahle ist studierte Kommunikations- und Wirtschaftswissenschaftlerin mit mehr als zehn Jahren Erfahrung als Beraterin für Nachhaltigkeit im Kreativ- und Kulturbereich. 2019 hat Sie kulturagenda2030.de mitinitiiert und ist seit 2021 Stellvertretende Vorsitzende des Netzwerks Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur (2N2K Deutschland e.V.) und arbeitet für die bundesweite Initiative Culture4Climate.
Linnéa Meiners ist Kuratorin und Filmemacherin. In ihrer Arbeit als Kuratorin setzt sie sich mit Strukturen der Kunstarbeit, Solidarität und Zugänglichkeit/en auseinander. Ihre Filmarbeiten beschäftigen sich mit dem narrativen Wandel von Revolution, Kunst und Klimakrise. Sie ist Teil der Kommunalen Galerien Berlins und Mitorganisatorin dieser eintägigen Konferenz.
Solvej Helweg Ovesen ist Kuratorin, Autorin, Vermittlerin und künstlerische Leiterin von vielen Events und Festivals. Seit 2015 ist sie die künstlerische Leiterin des kommunalen Ausstellungsraums Galerie Wedding – Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst in Berlin. Ovesen bezeichnet ihre Praxis als „deep curating“. Sie kuratiert Festivals und Biennalen und produziert mit Künstler:innen Arbeiten in allen Medien, die sich auf Wissensproduktion und das Sensorium konzentrieren. Sie ist Teil der Kommunalen Galerien Berlins und Mitorganisatorin dieser eintägigen Konferenz.
Lena Johanna Reisner ist freie Kuratorin und Autorin in Berlin. In ihrem jüngsten kuratorischen Projekt Fossile Erfahrung (Prater Galerie, Berlin, 2022) beschäftigte sie sich mit Fragen der Energieerzeugung und einigen der gewaltreichen Realitäten, die mit der Nutzung fossiler Energieträger einhergehen. Sie war vorangehend als wissenschaftliche Volontärin im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien und als Kuratorin in der Galerie im Turm tätig, wo sie unter anderem Projekte mit Antje Majewksi und Henrike Naumann realisierte.Dieser Beitrag wird gesponsert von unseren Partnern Wigs
Vincent Schier ist Kurator, Kunsthistoriker und künstlerischer Leiter am Kunstverein Göttingen. Er war am Kunsthaus Dresden, der GfZK in Leipzig und am Kunstverein nGbK in Berlin tätig und hat u.a. Projekte für die Kunsthalle Osnabrück, das Schwule Museum Berlin und die KW Institute for Contemporary Art realisiert. Darüber hinaus hat er einen Lehrauftrag an der HGB in Leipzig. In seiner Ausstellungspraxis liegt sein Hauptaugenmerk auf sozialen und ökologischen Fragestellungen und prozesshaften sowie kollaborativen Arbeitsweisen.
Corinna Vosse ist Wissenschaftlerin, Beraterin und Projektentwicklerin. Derzeit ist sie Geschäftsführerin der Akademie für Suffizienz, einem Reallabor für ökologisches Wirtschaften sowie wissenschaftliche Projektleiterin im Zentrum für Kulturforschung, Berlin. Außerdem ist sie Projektleiterin von Kunst-Stoffe – Zentralstelle für wiederverwendbare Materialien. Ihre Themenschwerpunkte sind Ökologische Ökonomik, soziale Innovationen, Stoffströme, Kulturentwicklung, Klimaschutz, Bildung für Nachhaltige Entwicklung BNE, Suffizienz.
Yours truly, LoL (Rahel grote Lambers, Alexander Klaubert, Francis Kussatz, Julia Lübbecke) ist ein Kollektiv, welches das Ziel verfolgt, Strukturen zu schaffen, durch die sich Künstler:innen gegenseitig unterstützen können. Ein wichtiger Teil ihrer Praxis ist die Initiierung eines engen Dialogs zwischen Künstler:innen, Kurator:innen und Kulturschaffenden, um nachhaltige Netzwerke zu bilden.
Dank
Stéphane Bauer, Karola Braun-Wanke, Anne Duk Hee Jordan, Barbara Esch-Marowski, Ralf F. Hartmann, lululemon, Diana Thun
Tagungsort
Zitadelle – ZAK Zentrum für Aktuelle Kunst, Am Juliusturm 64, 13599 Berlin-Spandau