In der fünften Kunstwoche der Kommunalen Galerien Berlins zeigten 30 Galerien in 34 Ausstellungen und 60 Begleitveranstaltungen Arbeiten von über 200 Künstler*innen.
© Fotograf: Nihad Nino Pušija
Sa 15.09.2018 @ Ballhaus Berlin
Mit dem Konzert KGB-Sounds fand die KGB-Kunstwoche 2018 ihren gebührenden Abschluss: Vier herausragende Künstler*innenbands, bestehend aus Musiker*innen, die sowohl in der Welt des Sounds als auch in der Bildenden Kunst zu Hause sind, performten live auf der Bühne des Ballhaus Berlin. Für tanzbare Zwischeneinlagen sorgten die KGB-DJane Bianca Kruk sowie DJ Phuong-Dan.
Mi 12.09.2018, 20 Uhr
„Kultur in nervösen Zeiten” ist eine Veranstaltungsreihe des Arbeitskreises der Kommunalen Galerien Berlin. Die Freiheit der Kunst, aber auch ihre Rolle in der Offenlegung gesellschaftlicher Konflikte, bilden die zentralen Aspekte bei der Frage, wie sich Kunst und Kultur gegen Entdemokratisierung und Rassismus behaupten können. Wir richten hierbei unseren Blick bewusst über die Grenzen Berlins hinaus und folgen damit dem Selbstverständnis, dass kommunale Galerien die Internationalität und Diversität der Berliner Künstler*innen sowie der Bevölkerung widerspiegeln.
Eine Podiumsdiskussion mit
◊ Thomas Kilpper, *1956 in Stuttgart, ist ein vielfach ausgezeichneter Installationskünstler, Zeichner sowie Holzschneider und bekannt für gesellschaftskritische und politische Interventionen. Seit 2014 unterrichtet er an der Kunst- und Designhochschule Bergen in Norwegen. Seine aktuellen Projekte „Entwurzelt” – und „Ein Leuchtturm für Lampedusa!” widmen sich dem Thema Migration.
◊ Tunçay Kulaoğlu, *1966 in İzmir, ist Mitbegründer des postmigrantischen Theaters Ballhaus Naunynstrasse. Er arbeitet zudem als freier Autor, Filmemacher, Kurator, Dramaturg und Übersetzer. Kulaoğlu war Mitbegründer des Filmfestivals Türkei-Deutschland in Nürnberg und dort bis 2011 Co-Kurator. Zuletzt war er verantwortlich für Konzept und Dramaturgie von Nurkan Erpulats Stück „Lö Grand Bal Almanya!” (2018) am Maxim Gorki Theater.
◊ Marina Naprushkina, *1981 in Minsk, ist Künstlerin, politische Aktivistin und Autorin. In ihren Arbeiten greift sie die politischen Dimensionen und Spielräume von Kunst auf und widmet sich der künstlerischen Bearbeitung von Machtstrukturen in Nationalstaaten. Im Jahr 2013 gründete sie die Initiative „Neue Nachbarschaft/Moabit” zur Unterstützung Geflüchteter, die zu einer der gröten Initiativen Berlins wurde.
◊ Jens Pepper, *1964 in Bremen, ist freier Autor, Kurator und Fotograf. Er schreibt u.a. für Photonews (Hamburg), Kunstzeitung (Berlin) und doc! photo magazine (Warschau). Sein Buch „Gespräche über polnische Fotografie“ ist Ende 2017 erschienen. Durch einen längeren Auslandsaufenthalt in Warschau (2016/17) hat er den Rechtsruck in Polen und dessen Auswirkungen auf die Kulturszene miterlebt.
◊ Prof. Zeynep Sayın, *1961 in Istanbul, ist eine türkisch-österreichische Bildwissenschaftlerin und Kunsttheoretikerin. Ihre zahlreichen Publikationen beschäftigen sich mit den Bildern des Unbewussten in Kunst und Politik, wie beispielsweise „Ethics of death/ Ethics of the image” (2017) oder „Community of the Evil” (2015). Zudem ist sie Gastprofessorin in Leipzig, Linz und Wien.
Moderation: Nora Sternfeld, *1976 in Wien, ist Kunstvermittlerin und Kuratorin. Nach einer sechsjährigen Professur für Curating and Mediating Art an der Aalto University in Helsinki ist sie seit Januar 2018 documenta Professorin an der Kunsthochschule Kassel. Sie lehrte an internationalen Universitäten und publiziert zu zeitgenössischer Kunst, Ausstellungen, Geschichtspolitik und Bildungstheorie.
alte feuerwache – studiobühne und projektraum
Marchlewskistr. 6, 10243 Berlin
U5 Weberwiese
Der Arbeitskreis Kommunale Galerien Berlin lädt ein zur dritten
Podiumsdiskussion der Veranstaltungsreihe „Kultur in nervösen Zeiten“
Zeichen setzen.
Samstag, 26. Mai 2018, 18 Uhr
Galerie im Körnerpark
Schierker Str. 8, 12051 Berlin
Die Podiumsdiskussion anlässlich der Ausstellung „Entwurzelt“ von
Thomas Kilpper fragt danach, wie Kunst zu Rassismus und rechter Gewalt
Stellung nehmen kann. Wie widerständig ist Kunst? Warum engangieren sich
Künstler*innen politisch? Welche Strategien haben sie und was können
diese bewirken?
Es sprechen:
• Ercan Arslan, Künstler, Mitarbeiter an der Skulptur zum Gedenken an Burak Bektaş in Berlin-Neukölln
• Ayşe Güleç, Mitbegründerin der Friends of Halit in Kassel
• Marina Naprushkina, Künstlerin und Aktivistin, Gründerin der Neuen Nachbarschaft // Moabit
• Thomas Kilpper, Künstler
• Dorothee Bienert, Leiterin der Galerie im Körnerpark
Moderation: Ingo Arend, Autor und Kritiker
Ausstellung
Thomas Kilpper
Sozialer Zusammenhalt und Solidarität scheinen heute mehr denn je
brüchig geworden zu sein. Weltweit werden die Gesellschaften mit
nationalistischen Tendenzen konfrontiert. In der öffentlichen
Wahrnehmung von Flucht und Zuwanderung stehen meist die
Herausforderungen für die Gesellschaft im Mittelpunkt. Der Künstler
Thomas Kilpper setzt dem eine andere Perspektive entgegen: Was bedeutet
der Verlust von Heimat für Geflüchtete? Wird der sozialen Entwurzelung,
die Flucht bedeutet, durch die Menschen in den Ankunftsorten etwas
entgegengesetzt, oder wird sie gar verstärkt? Kann Entwurzelung auch
neue Chancen eröffnen?
Den Anfang der Ausstellung markiert Thomas
Kilppers neue Serie „Burnout“ mit Kohlezeichnungen brennender
Flüchtlingsunterkünfte. Als Herzstück der Ausstellung entsteht ein
entwurzelter Baum unter Verwendung von Teilen des alten Ahornbaumes, der
bei einem Sturm im Sommer 2017 vor der Galerie im Körnerpark umstürzte.
In diese raumgreifende Installation integriert der Künstler neue
Holzschnitte, Porträts von Menschen, die rassistischer Gewalt ausgesetzt
waren oder sich dagegen wehrten. Neben eindeutig rechtsextremen
Anschlägen und Übergriffen lenkt er ein besonderes Augenmerk auf Fälle,
in denen Rassismus als Tatmotiv vermutet wird, wie bei den Morden an
Burak Bektaş und Luke Holland in Neukölln. Thomas Kilpper versteht seine
Installation als Kritik an der Gewalt, aber auch als Impuls für ein
offenes und solidarisches Zusammenleben.
Ausstellung vom 28. April bis 4. Juli 2018
Kultur in nervösen Zeiten. Eine Veranstaltungsreihe des Arbeitskreises der Kommunalen Galerien Berlin zu aktuellen kulturpolitischen Themen.
Wegen des großen Erfolgs der ersten Veranstaltung im September 2017 und wegen der Brisants des Themas hat der Arbeitskreis der kommunalen Galerien Berlin entschieden in diesem Jahr weiter anzuknüpfen: Eine herzliche Einladung zur Auftaktveranstaltung der Reihe „Kultur in nervösen Zeiten“ mit einem Vortrag von Prof. Dr. Zeynep Sayin.
Vortrag von Prof. Dr. Zeynep Sayin (Istanbul / Wien / Leipzig)
Montag, 9. April 2018, 20 Uhr, Zitadelle – Gotischer Saal. Eintritt frei!
Der Vortrag der renommierten türkischen Bildwissenschaftlerin Zeynep Sayin geht von der Unterscheidung zwischen der Leiche und ihrem Bild aus: Damit der Leichnam als Bild weiterleben kann (und nicht als Larva zwischen dem Reich der Lebenden und dem der Toten umherirrt), muss er begraben werden. Die Leichenmasken, Grabsteine etc. tragen die Sorge um den Verstorbenen und bilden die Doubles des Leichnams. Durch die Bilder (imago, imagines in Rom) der Toten wird nicht nur die Identität und Vergangenheit der Gemeinschaften gebildet, sondern auch deren Zukunft. Die Politik des Todes operiert an der Scheidelinie zwischen der Leiche und ihrem Bild:
Durch das Verweigern der Bestattung (Gebet, Grabstätte, Ritual), durch Schändung der Toten und andere vergleichbare Praktiken wird eine Politik aktiviert, die das Gedächtnis des Verstorbenen als Bild und somit die Möglichkeit einer Identitätsbildung vernichten soll.
Die eine Leiche ist wichtiger als die andere Leiche: Verräter oder Märtyrer. Bildtheorie und politische Theorie verschmelzen ineinander.
Zeynep Sayin hat als Professorin für Bildwissenschaften an verschiedenen Universitäten gelehrt, zuletzt an der Architekturfakultät der Artuklu-Universität in Mardin. Seit ihrer Suspendierung wegen wissenschaftlicher Veranstaltungen zu historischen und zeitgenössischen Bildpolitiken an der Istanbuler Bilgi-Universität nimmt sie Lehraufträge an verschiedenen Universitäten in Europa wahr. Zeynep Sayin referiert darüber hinaus regelmäßig zu aktuellen kulturpolitischen Entwicklungen und Themen.