In der fünften Kunstwoche der Kommunalen Galerien Berlins zeigten 30 Galerien in 34 Ausstellungen und 60 Begleitveranstaltungen Arbeiten von über 200 Künstler*innen.
© Fotograf: Nihad Nino Pušija
Sa 15.09.2018 @ Ballhaus Berlin
Mit dem Konzert KGB-Sounds fand die KGB-Kunstwoche 2018 ihren gebührenden Abschluss: Vier herausragende Künstler*innenbands, bestehend aus Musiker*innen, die sowohl in der Welt des Sounds als auch in der Bildenden Kunst zu Hause sind, performten live auf der Bühne des Ballhaus Berlin. Für tanzbare Zwischeneinlagen sorgten die KGB-DJane Bianca Kruk sowie DJ Phuong-Dan.
Vortrag von Prof. Dr. Zeynep Sayin (Istanbul / Wien / Leipzig)
Montag, 9. April 2018, 20 Uhr, Zitadelle – Gotischer Saal. Eintritt frei!
Der Vortrag der renommierten türkischen Bildwissenschaftlerin Zeynep Sayin geht von der Unterscheidung zwischen der Leiche und ihrem Bild aus: Damit der Leichnam als Bild weiterleben kann (und nicht als Larva zwischen dem Reich der Lebenden und dem der Toten umherirrt), muss er begraben werden. Die Leichenmasken, Grabsteine etc. tragen die Sorge um den Verstorbenen und bilden die Doubles des Leichnams. Durch die Bilder (imago, imagines in Rom) der Toten wird nicht nur die Identität und Vergangenheit der Gemeinschaften gebildet, sondern auch deren Zukunft. Die Politik des Todes operiert an der Scheidelinie zwischen der Leiche und ihrem Bild:
Durch das Verweigern der Bestattung (Gebet, Grabstätte, Ritual), durch Schändung der Toten und andere vergleichbare Praktiken wird eine Politik aktiviert, die das Gedächtnis des Verstorbenen als Bild und somit die Möglichkeit einer Identitätsbildung vernichten soll.
Die eine Leiche ist wichtiger als die andere Leiche: Verräter oder Märtyrer. Bildtheorie und politische Theorie verschmelzen ineinander.
Zeynep Sayin hat als Professorin für Bildwissenschaften an verschiedenen Universitäten gelehrt, zuletzt an der Architekturfakultät der Artuklu-Universität in Mardin. Seit ihrer Suspendierung wegen wissenschaftlicher Veranstaltungen zu historischen und zeitgenössischen Bildpolitiken an der Istanbuler Bilgi-Universität nimmt sie Lehraufträge an verschiedenen Universitäten in Europa wahr. Zeynep Sayin referiert darüber hinaus regelmäßig zu aktuellen kulturpolitischen Entwicklungen und Themen.
Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Ausstellungsfonds Kommunale Galerien
Der Arbeitskreis Kommunale Galerien Berlin lädt ein zur dritten Podiumsdiskussion der Veranstaltungsreihe „Kultur in nervösen Zeiten“
Zeichen setzen.
Samstag, 26. Mai 2018, 18 Uhr
Galerie im Körnerpark
Schierker Str. 8, 12051 Berlin
Die Podiumsdiskussion anlässlich der Ausstellung „Entwurzelt“ von Thomas Kilpper fragt danach, wie Kunst zu Rassismus und rechter Gewalt Stellung nehmen kann. Wie widerständig ist Kunst? Warum engangieren sich Künstler*innen politisch? Welche Strategien haben sie und was können diese bewirken?
Es sprechen:
• Ercan Arslan, Künstler, Mitarbeiter an der Skulptur zum Gedenken an Burak Bektaş in Berlin-Neukölln
• Ayşe Güleç, Mitbegründerin der Friends of Halit in Kassel
• Marina Naprushkina, Künstlerin und Aktivistin, Gründerin der Neuen Nachbarschaft // Moabit
• Thomas Kilpper, Künstler
• Dorothee Bienert, Leiterin der Galerie im Körnerpark
Moderation: Ingo Arend, Autor und Kritiker
Ausstellung
Thomas Kilpper
Sozialer Zusammenhalt und Solidarität scheinen heute mehr denn je brüchig geworden zu sein. Weltweit werden die Gesellschaften mit nationalistischen Tendenzen konfrontiert. In der öffentlichen Wahrnehmung von Flucht und Zuwanderung stehen meist die Herausforderungen für die Gesellschaft im Mittelpunkt. Der Künstler Thomas Kilpper setzt dem eine andere Perspektive entgegen: Was bedeutet der Verlust von Heimat für Geflüchtete? Wird der sozialen Entwurzelung, die Flucht bedeutet, durch die Menschen in den Ankunftsorten etwas entgegengesetzt, oder wird sie gar verstärkt? Kann Entwurzelung auch neue Chancen eröffnen?
Den Anfang der Ausstellung markiert Thomas Kilppers neue Serie „Burnout“ mit Kohlezeichnungen brennender Flüchtlingsunterkünfte. Als Herzstück der Ausstellung entsteht ein entwurzelter Baum unter Verwendung von Teilen des alten Ahornbaumes, der bei einem Sturm im Sommer 2017 vor der Galerie im Körnerpark umstürzte. In diese raumgreifende Installation integriert der Künstler neue Holzschnitte, Porträts von Menschen, die rassistischer Gewalt ausgesetzt waren oder sich dagegen wehrten. Neben eindeutig rechtsextremen Anschlägen und Übergriffen lenkt er ein besonderes Augenmerk auf Fälle, in denen Rassismus als Tatmotiv vermutet wird, wie bei den Morden an Burak Bektaş und Luke Holland in Neukölln. Thomas Kilpper versteht seine Installation als Kritik an der Gewalt, aber auch als Impuls für ein offenes und solidarisches Zusammenleben.
Ausstellung vom 28. April bis 4. Juli 2018
Kultur in nervösen Zeiten. Eine Veranstaltungsreihe des Arbeitskreises der Kommunalen Galerien Berlin zu aktuellen kulturpolitischen Themen.
Mit freundlicher Unterstützung des Bezirkskulturfonds und der Senatsverwaltung für Kultur und Europa